Berlinski vodovod 1858. Postrojenje su izgradili Englezi 1853. u Stralauer Toru na Spree FOTO: Wikimedia/Gartenlaube

Epidemien, Unbekanntes über Bekanntes

Warum die Engländer das erste Wasserwerk Berlins bauten?!

Veröffentlicht: 31.1.2022.
Der Artikel wurde verarbeitet und veröffentlicht von Andrea Božić

Nach mehreren Choleraepidemien war die Stadt Berlin die letzte europäische Hauptstadt, die fließendes Wasser erhielt.

Paris hatte eine zentrale Wasserversorgung, ebenso wie Wien und natürlich London. Roms berühmte Aquädukte versorgten schon vor mehr als 2.000 Jahren römische Siedlungen mit Wasser. Nach der Volkszählung vom 3. Dezember 1849 hatte Berlin genau 423.902 Einwohner, 5.600 Brunnen - und einen Ausbruch der Cholera.

Zwischen 1831 und 1873 wurde die Stadt von 13 Epidemien heimgesucht; man vermutete, dass die Durchfallerkrankung durch Miasmen (Ausdünstungen) übertragen wurde. Der Erreger war unbekannt, man vermutete jedoch, dass er aus dem Osten stammte, worauf der Name "asiatische Hydra" hindeutet. Allein von September 1831 bis Februar 1832 starben in der preußischen Hauptstadt 1426 Menschen an Cholera.

Trotz der Warnungen, dass die Epidemie etwas mit dem Wasser zu tun haben könnte, weigerte sich der kurzsichtige, sparsame Magistrat, Präventivmaßnahmen zu ergreifen. Ab etwa 1840 kamen die Industrialisierung und der massenhafte Zuzug neuer Arbeiter in Schwung, aber erst 1852 begann Berlin als letzte europäische Hauptstadt mit dem Bau einer Wasserleitung.


Sicherheit durch Hygiene

Die treibende Kraft hinter dem Projekt war der Polizeipräsident Karl Ludwig Friedrich von Hinckeldey - eine der interessantesten Figuren, wenn es um das Verständnis des preußischen Staates in der Zeit nach der gescheiterten demokratischen Revolution von 1848/49 geht. Einerseits ging Hinckeldey repressiv gegen Umstürzler vor, andererseits suchte er soziale Missstände zu lindern, weil er sie als Gefahr für die Monarchie erkannt hatte: Er gründete die Berufsfeuerwehr, organisierte die Stadtreinigung neu, richtete Badehäuser ein - und veranlasste den Bau von Wasserleitungen und eines Wasserwerks.

1848 empfahl Hinckeldey den Bau eines Aquädukts von den Seen Wandlitz und Liepnitz nach Berlin. Die Antwort war vage: "(...) dass wir uns daran aber nur insoweit beteiligen können, als es uns keine Kosten verursacht (...)". Dem Polizeipräsidenten, der 1850 durch eine neue Stadtverfassung und Gemeindeordnung erweiterte Befugnisse erhielt, gelang es schließlich, den Handelsminister, den Innenminister und auch die Stadt Berlin zu überzeugen. König Friedrich Wilhelm IV. brauchte nicht überzeugt zu werden - er unterstützte das Projekt aus Überzeugung.


In Preußen konnte jedoch keine geeignete Baufirma gefunden werden. Am 11. Dezember 1852 unterzeichnete Hinckeldey einen Vertrag mit den englischen Bauunternehmern Sir Charles Fox und Mr. Thomas Rushell Crampton, die sich bereit erklärten, die Leitungen zu den "Straßen, Gassen und Plätzen" nach den modernsten Methoden zu bauen. Die veranschlagten Kosten betrugen 1.500.000 Taler. Die Bauarbeiten sollten 1853 beginnen und bis zum 1. Juli 1856 abgeschlossen sein. Der Vertrag sollte eine Laufzeit von 25 Jahren haben. Der König fügte dem Vertrag Klauseln hinzu, die beispielsweise vorsahen, dass die Stadtverwaltung kein Mitspracherecht hatte, dass die Gewinne der britischen Unternehmer 15 Prozent nicht überschreiten durften und dass die preußische Regierung ihnen im Gegenzug "besonderen Schutz in allen Angelegenheiten" gewährte.

Berlin Water Works, London

Die Berlin Water Works Company wurde in London gegründet. Auch die Berliner Gaswerke sind zu dieser Zeit in englischer Hand - dank des technologischen Vorsprungs der Briten. Der Berliner Bürgermeister Heinrich Wilhelm Krausnick war immer noch davon überzeugt, dass die Cholera nichts mit dem Wasser zu tun hatte. Schließlich hatte die Cholera in anderen Städten noch schlimmer gewütet.

Vor dem Hintergrund unserer aktuellen Erfahrungen mit der Corona-Pandemie kommen uns die fast 200 Jahre alten Berichte über Infektionen, Krisenherde, Angst und Hilflosigkeit erschreckend bekannt vor. Das erste Cholera-Todesopfer war 1831 ein Schiffer, ein Pendler sozusagen, der mit seinem Torfkahn in Charlottenburg angelegt hatte. Nur einen Tag später war die Gegend um den Schiffbauerdamm, wo damals viele Kähne anlegten, betroffen. Nur wenige Tage später meldete das provisorische Cholera-Krankenhaus Überbelegung.

Die Abriegelung Berlins hat nicht geholfen. Krankenwagen und Leichenwagen rollten durch die Straßen und kündigten ihre Ankunft mit Glockengeläut an. Die Berliner waren davon nicht beeindruckt. Sie sagten: "Nur nicht so gruselig", tranken vorbeugend Schnaps und feierten wie gewohnt weiter. Die Theater blieben geöffnet. Nur der König, damals noch Friedrich Wilhelm III., zog sich vorübergehend besorgt nach Charlottenburg zurück.

Wasserwerk am Stralauer Tor

In den Einwanderervierteln, vor allem im Neu-Voigtland" (später Rosenthaler Vorstadt in der späteren Mitte), stiegen die Cholerafälle in den beengten Wohnungen mit mittelalterlichen Hygienebedingungen sprunghaft an. Der Universitätsprofessor Friedrich Hufeland schrieb schockiert: "Es ist gewiss eine Schande für uns Berliner Ärzte, dass, seitdem die Cholera in zivilisierten Ländern, d.h. in solchen, wo es eine ärztliche Polizei gibt und Todeslisten geführt werden, vorkommt, an keinem Ort so viele Menschen im Verhältnis zur Zahl der Erkrankten daran gestorben sind wie hier."

1853 wurde schließlich in der Nähe des Stralauer Tors (an der heutigen Oberbaumbrücke) der Grundstein für das erste Wasserwerk Berlins gelegt. Kaum zu glauben, dass die Engländer am 1. Juli 1856 den Betrieb aufnahmen, ganz im Sinne des Vertrages. Nach und nach wurden Gebäude an die Wasserversorgung angeschlossen - 314 nach einem Jahr, 1.141 nach drei Jahren. Im Jahr 1859 machten die Berliner Wasserwerke erstmals Gewinn, 1868 schüttete das Unternehmen mehr als neun Prozent Dividende aus. Ein Jahr später stagnierte das Projekt. Die Verhandlungen über eine Erweiterung waren gescheitert.

In der Zwischenzeit wurde die Frage, wie die Abwässer abgeleitet werden konnten, immer drängender. Eine Kanalisation musste her, doch der erste Plan des preußischen Ingenieurs Eduard Wiebe aus dem Jahr 1861 stieß sofort auf Widerstand. Wiebe wollte die Abwässer unterirdisch durch Berlin und schließlich in der Nähe der heutigen Beusselstraße in Alt-Moabit in die Spree leiten. Bürgerinitiativen entstanden, Flugblätter wurden gedruckt, Petitionen bei den Behörden eingereicht, Zeitungsanzeigen geschaltet. Der Widerstand zog sich mehr als 10 Jahre hin und verzögerte das Großprojekt, während die Bevölkerung der Stadt explodierte.


Die ersten Abwasserkanäle

Die Einwände brachten verschiedene Interessen zum Vorschein: Der Bau eines unterirdischen Abwassersystems war für die Stadt zu teuer; die Fuhrunternehmer wollten das nächtliche Einsammeln von Latrineneimern nicht aufgeben; die Latrineneimerträger, meist arme Frauen, fürchteten um ihren Verdienst; die Vorstellung, ganze Straßenzüge aufzureißen, um die Abwasserrohre zu verlegen, war beängstigend; die umliegenden Gemeinden befürchteten, dass die Berliner Exkremente auf ihre Felder sickern würden, und so weiter.


Dennoch wuchs die Bevölkerung weiter. Berlin wollte nun den groß angelegten Stadterweiterungsplan des Chefarchitekten James Hobrecht umsetzen. Die Stadt kündigte den restriktiven Vertrag mit den Londoner Wasserwerken zum 31. Dezember 1873 und kaufte das Unternehmen, was die erste Kommunalisierung eines Berliner Wasserwerks zur Folge hatte.

In der Zwischenzeit war Berlin 1866 erneut von der Cholera heimgesucht worden.  Eine Kommission unter der Leitung des Arztes Rudolf Virchow, dem Kopf der Berliner Hygienebewegung, konnte endlich mit der Planung des unterirdischen Abwassersystems beginnen. Im Jahr 1849 hatte Virchow die Lebenserwartung der reicheren Berliner auf 50 Jahre, die der ärmeren auf 32 Jahre geschätzt. Die Cholera wurde zu einem Hauptmotiv für die Verhinderung von Infektionen durch die Trinkwasserversorgung und die Abwässer.

Im Jahr 1873 wurde mit dem Bau von 12 "Radialsystemen" zur Abwasserbeseitigung begonnen. Innerhalb von vier Jahren waren die ersten 80 km fertiggestellt und 2.415 Gebäude daran angeschlossen. Der letzte Abschnitt des Radialsystems wurde 1893 in Betrieb genommen, und nach und nach wurden auch die Vororte angeschlossen. Das von James Hobrecht durchgeführte Projekt war kostspielig; Berlin gab sogar seine erste städtische Anleihe aus, um das Kanalisationsnetz zu finanzieren. Aber das Netz funktioniert auch heute noch gut. Berlin erwarb sich den Ruf, eine der saubersten Städte Europas zu sein.

Seitdem ist die Stadt von Cholera-Pandemien verschont geblieben. Als der Berliner Wissenschaftler Robert Koch 1883 in Ägypten das Bakterium Vibrio cholerae nachwies - was der Italiener Filippo Pacini bereits 1854 getan hatte -, aber auch nachwies, dass es durch Wasser übertragen wird, bedeutete dies einen Durchbruch. Im Mai 1884 wurde Koch in Berlin triumphierend empfangen - die Welt war in der Lage, dem Schrecken der Cholera Herr zu werden. Heute scheinen wir nicht viel besser auf neue Epidemien vorbereitet zu sein als Berlin vor 200 Jahren, konstatiert Maurice Frank, Autor des Textes.

Vorbereitung: Astrid Werbolle

Quelle: Berliner Zeitung

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